CANIS BEATUS - Der glückliche Hund
CANIS BEATUS -Der glückliche Hund

Spiel

Spiel

Spiel generell

Ich bin fest davon überzeugt, dass fast alle Hunde generell Spaß am Spiel haben und das Spiel brauchen, um sich wohl zu fühlen. Auch wenn dem Spiel viele Funktionen zugeordnet werden können, verfolgen Hunde damit kein höheres Ziel, es bringt zunächst erst einmal puren Spaß und Glückshormone werden ausgeschüttet. Dies gilt sowohl für das Spiel mit Artgenossen, als auch für das Spiel mit Menschen. Das Spiel mit Artgenossen ist anderer Art, als das mit Menschen und das Eine kann das Andere nicht ersetzen. Im Folgenden geht es eher um das Spiel zwischen Hund und Mensch.

Einige wichtige Funktionen des Spiels sind z.B:

-Körperliche Trainings- und Übungsfunktion durch leichte Überforderung des Muskelapparates.

-Aktivierung von Herz-Kreislauf und Gehirnfunktionen.

-Soziale Funktion, Erwerb von sozialer Kompetenz, Verbesserung und Intensivierung von sozialen Beziehungen.

Es gibt die Behauptung, dass Caniden in freier Wildbahn nicht spielen, weil das unnötig Energie verschwenden würde, was dort eher ungünstig wäre. Dazu ist anzumerken, dass es tatsächlich so ist, dass die Alttiere bei Nahrungsengpässen im Gegensatz zu den Welpen weniger spielen. Solange aber genug Nahrung vorhanden ist wird auch ausgelassen und viel gespielt.

Voraussetzungen

Die wichtigste Voraussetzung für freies, ungezwungenes und körperbetontes Spiel ist Vertrauen und eine gelöste und freundliche Stimmung. Hunde spielen nicht, wenn sie gestresst sind, gerade für sie wichtige andere Dinge erledigen müssen, oder ihrem Spielpartner nicht vertrauen.

 

Woran man Spiel erkennt

Spielverhalten ist ein Verhaltenskomplex, der aus vielen verschiedenen Funktionskreisen hundlichen Verhaltens zusammengesetzt ist.

Wenn Hunde spielen, befinden sie sich in einer Art „Spielmodus“, in dem völlig andere Regeln gelten, als im sonstigen Hundeleben. Folgende Verhaltensweisen lassen darauf schließen, dass es sich wirklich um echtes Spiel handelt:

Rollenwechsel:

Hier werden immer wieder die Positionen gewechselt. Der Jäger wird zum Gejagten, und beim Toben und balgen ist mal der Eine oben, mal der Andere.

Die Rangordnung wird unwichtig

Eine evtl. vorhandene Rangordnung ist im Spiel oft ausgehoben, der Ranghohe liegt auch mal in der unterwürfigen Position, der Rangniedrigere darf auch mal „ranghoch spielen“.

Luxusbewegungen:

Das sind Bewegungen, die übertrieben und mit Absicht unkoordiniert ausgeführt werden. Bei Bewegungsspielen ist eine hohe und ineffiziente Schwerpunktlage erkennbar, es wird gehüpft und ein übermütig aussehendes Verhalten ohne viel Körperspannung wird an den Tag gelegt – die Muskeln sind locker. Auch beim Spiel mit Gegenständen ist Übermütigkeit zu erkennen, nichts ist auf Effektivität ausgelegt, sondern eher darauf, das Spiel aufrecht zu erhalten.

Selbsthandicap

Hunde belegen sich im Spiel oft mit einem Selbsthandicap. Alle Aktionen fallen gebremst aus und finden in verminderter Intensität statt. Alles wirkt wie in Zeitlupe, Verfolger werden mit Absicht herangelassen oder der verfolgende Hund rennt extra langsam. Die Endhandlung, die zum Funktionskreis gehört, dem das Spiel entspringt wird herausgezögert, oder gar nicht gezeigt.

Mimik und Lautgebung

Hier ist besonders das sogenannte „Spielgesicht“ gemeint, das viele Hunde „aufsetzen“, wenn sie Spielen. Auch eine individuelle Lautgebung ist denkbar, fällt aber bei allen Hunden anders aus.

Nicht alle diese Verhaltensweisen werden von jedem Hund und / oder in jeder Spilsituation gezeigt, die eine oder andere sollte aber mindestens im Spiel erkennbar sein.

Spiel Mensch / Hund

Auch eine Spielintention ihres Menschen machen Hunde an der Art und Weise seiner Bewegungen fest. Mit übertriebenen Bewegungsmustern, die sonst nicht üblich sind, kann auch ein Mensch seinem Hund gegenüber kommunizieren, dass er spielen möchte. Die meisten Hunde „verstehen“ das. Auch hier gilt: die Rangordnung ist aufgehoben und auch der Mensch darf mal auf dem Boden liegen. Spielt der Hund mit seinem Menschen Spiele, bei denen er sich in für ihn in anderen Situationen „riskante“ Positionen begibt, ist eine sehr starke Vertrauensbasis vorhanden. Spiel und Erziehung oder Teamwork sind deutlich voneinander zu trennen. Spiel ist kein Wettbewerb und darf nicht dem Gedanken des Gewinnens oder Verlierens unterliegen. Im Spiel kann man dem Hund in einer guten Mensch-Hund-Beziehung alles erlauben, was nicht weh tut. Es sollte keine Erwartungshaltung seitens des Menschen bestehen und wenn man darauf eingeht, was der Hund einem anbietet, steht einem freudigen, ziellosen Spiel nichts mehr im Wege. Allein Situationen, in denen der Hund zu grob wird, sollten den sofortigen Abbruch des Spiels nach sich ziehen. Beide Spielpartner – Hund UND Mensch dürfen ein Spiel initiieren. Auch die innere Einstellung ist wichtig – die Bereitschaft zum Spielen muss uneingeschränkt vorhanden sein.

Die Königsdisziplin ist das Spiel ohne Hilfsmittel. Schafft man es, das Spiel ohne Hilfsmittel aufrecht zu erhalten, kann man auch sicher sein, dass die eigenen Bewegungen vom Hund auch als Spielverhalten erkannt werden.

Hunde finden im Spiel mit dem Menschen auch einen Ausgleich zur Führung, die immer auch mal Druck aufbaut. Außerdem ist Spielmotivation ein guter Einstieg für jede Art von Teamwork.

 

Spiel und Futter

Futter ist im Spiel gut einsetzbar, aber eher als Motivator zu sehen, denn als Belohnung. Obwohl natürlich auch hier automatisch konditioniert wird, sollte das Futter im Spiel als Verhaltensauslöser dienen, als Anreiz für das gemeinsame Spiel. Es gibt kein „richtig“, was belohnt wird, und kein „falsch“, bei dem das Futter vorenthalten wird. Besser ist es, einfach zu spielen, bis kein Futtervorrat mehr vorhanden ist. Auch beim Spiel mit Futter dürfen Grenzen überschritten und das Futter vom Hund eingefordert werden.

 

Objektspiele

Spielt man mit seinem Hund körpernahe Objektspiele, weckt man seine Motivation am besten, wenn das Objekt vom Hund weg bewegt wird und immer nah man Fang des Hundes gehalten wird. Auch bei dieser Spielart darf er wieder aktiv einfordern. Das Wegwerfen des Objektes darf im Spiel nicht mit der Erwartung des Wiederbringens durch den Hund gekoppelt sein. Viele Hunde tun dies allerdings von allein. Ich halte es nicht für sinnvoll daraus ein stupides „Werf-und-hol-Spiel“ zu gestalten, denn es birgt ein großes Suchtpotential beim Hund. Das Apportieren gehört dann eher in den Bereich Teamwork, wo ganz anders agiert wird, als im Spiel.

 

Zerrspiele

In einer stimmigen Mensch-Hund-Beziehung sind Zerrspiele natürlich erlaubt und ein toller Zeitvertreib. Weder muss der Mensch dabei immer gewinnen, noch zweifelt der Hund die Führungsposition des Menschen an, wenn dieser den Hund gewinnen lässt. Hunde, die bei Zerrspielen nie gewinnen dürfen, werden langfristig gesehen immer weniger Freude am Zerrspiel an sich, aber auch am Spiel mit dem Menschen generell haben. Auch das Sichern von endlich ergatterter Beute und nicht mehr abgeben wollen kann daraus resultieren, dass der Hund bei Zerrspielen zu wenig oder gar nicht gewinnt. Nur wenn er gewinnen darf und weiß, dass das Spiel weiter geht, wenn er mit der gewonnenen Beute wieder zu seinem Menschen läuft und seinerseits ein Zerrspiel anbietet, bleibt die Motivation erhalten und der Hund lernt, dass es sich lohnt, mit dem Spielzeug zurück zu kommen. Auch beim Zerrspiel gilt, dass es nicht förderlich ist, das Abgeben des Spielobjektes durchzusetzen. Vielmehr sollte man sich an der Begeisterung erfreuen, mit der der Hund dem Beuteobjekt nachjagt und daran zerrt. Das Zerrspiel ohne Zwang hält die Spielmotivation hoch und sorgt dafür, dass der Hund beim nächsten Mal wieder freudig bei der Sache ist.

Ein Fehler, der Menschen oft im Zerrspiel unterläuft, ist, dass das Spiel schon mit dem Gedanken begonnen wird, mit dem Hund in Konkurrenz zu stehen, der Mensch also meint, die Beute gewinnen zu müssen. Je größer die Motivation des Menschen ist, das Spielzeug für sich zu beanspruchen, desto größer wird auch die Motivation des Hundes, das Spielzeug zu sichern und damit nicht freiwillig zu seinem Menschen zurück zu kommen. Der zweite weit verbreitete Fehler ist, seinen Hund am Objekt hinter sich her zu ziehen, oft noch verbunden damit, dass die „Beute“ dem Hund nicht auch mal überlassen wird. Das macht vielen Hunden keinen Spass, bringt keinen Erfolg und die Spielmotivation kann so weit sinken, dass sie am Ende gar nicht mehr für ein Zerrspiel zu begeistern sind.

Versucht ein Hund sich allerdings IMMER beim Zerrspiel durchzusetzen und schaukelt sich das Spiel auf, bekommt evtl. sogar ernste oder echte aggressive Züge, kann man davon ausgehen, dass im Beziehungsgefüge zwischen Hund und Mensch etwas nicht stimmt, und das Spiel sollte unterbrochen werden. Der Mensch tut gut daran, in solchen Situationen die Beziehung zu seinem Hund generell auf den Prüfstand zu stellen und sollte zunächst auf Zerrspiele verzichten.

 

 

 

Was kein echtes Spiel ist

Nicht alles, was nach Spielaufforderung aussieht, ist auch eine. Es ist auch möglich, dass ein Hund im Rahmen der Führung eine Spielaufforderung zeigt, was in Situationen, in denen der Mensch seinem Hund eine Grenze aufzeigt eher als Versuch des Hundes zu sehen ist, den Druck zu hemmen. Oft wird solches Verhalten auch als „fiddle about“ bezeichnet. In solchen Fällen sollte auf die Spielaufforderung nicht eingegangen, und Timing und Intensität angepasst werden.

(c) Lennart Peters, www.miteinanderlernen.de

News zu dieser Seite:

 

 

Was passiert gerade "hinter den Kulissen "...?

 

Nach langer "Abstinenz" vom Pflegen meiner Seite werde ich nun wider vermehrt Ergänzungen vornehmen. Es wird eine Rubrik "Jagdverhalten" unter "Glücklich mit dem Hund" geben - vielleicht interessiert es den Einen oder Anderen. :-)

 

 

Zuletzt geändert / ergänzt:





02.02.2016

-Neue Rubrik "Jagdverhalten" unter "Glücklich mit dem Hund" erstellt.

-Ergänzungen in der Rubrik "Kurz und Knapp".



26.12.2013

Endlich ist es soweit.

Der Text für die Rubrik "Stress" ist fertig.

Ab heute gibt es unter "Glücklich mit dem Hund"

Den Button "Hunde und Stress".

Ihr findet hier eine Abhandlung der wichtigsten

neurophysiologischen Grundlagen für die

Entstehung von Stress, so wie allgemeine

Erklärungen und Therapieansätze.

Viel Spass dabei. 

 

 

18.10.2013:

-Es gibt ein paar neue Fotos in der Galerie.

 

12.10.2013:

-Neue Rubrik "Downloads" erstellt

-Download "Bindung-Beziehung-Führung" eingestellt

 

11.10.2013:

-Fazit in Rubrik "Führung" eingefügt

 

09.10.2013:

-Fazit in Rubrik "Beziehung" eingefügt

 

08.10.2013:

-Fazit in Rubrik "Bindung" eingefügt.

-Fazit in Rubrik "Wieviel Wolf steckt im Hund" eingefügt.

 

04.10.2013:

-Ergänzungen zum Thema "Führung": Das Abbruchsignal 

-"Führung" abgeschlossen.

 

27.09.2013

-Ergänzungen zum Thema "Führung".

 

 

26.09.2013:

-Ergänzungen zum Thema "Führung".

-Fotogalerie ergänzt.

 

24.09.2013:

-Erste Ausführungen zum Thema Führung hochgeladen (Unter "Beziehung" > "Führung" )

 

15.09.2013:

-Neue Fotos in die Galerie eingestellt.

 

13.09.2013:

-Ergänzungen in der Rubrik "Bindung".

 

 

11.09.2013:

-Hinzufügen der Fotorubrik "Galerie".

-Ergänzung und Umstrukturierung der Rubrik "Bindung" 

 

 

28.08.2013:

-Ergänzung in der Rubrik "Bindung" (Wie entsteht Bindungsfähigkeit) 

 

 

26.08.2013:

-Weiterführung von: "Wieviel Wolf steckt im Hund"

 

 

25.08.2013:

-Neuer Bereich unter "Glücklich mit dem Hund" : "Wieviel Wolf steckt im Hund".

 

 

04.08.2013:

-B.A.R.F.-Rechner für erwachsene Hunde leicht verändert

-Rubrik "B.A.R.F. für Welpen und Junghunde" mit Inhalt gefüllt.

-Hochladen von 2 neuen B.A.R.F.-Rechnern für Welpen und Junghunde

(Einer mit vier und einer mit 3 Mahlzeiten täglich.

 

29.07.2013:

-Überarbeitung von "B.A.R.F."

-Hinzufügen einer Obst- und Gemüsetabelle.

-Ergänzung von "Kurz und knapp".

 

 

28.07.2013:

-Hinzufügen von "B.A.R.F." und einem Barfrechner als Download.

 

 

27.07.2013:

-Hinzufügen von "Apportierarbeit" unter "Arbeit / Teamwork".

 

 

21.07.2013:

-Umstrukturierung der Navigation.

-Hinzufügen von "Arbeit / Teamwork" unter "Glücklich mit dem Hund".

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